Nachhaltig und energieeffizient

In der immer urbaner gestalteten Welt von heute ist La Palma eine faszinierende Enklave des fast noch unberührten Raumes. Der Traum vieler, sich dem entfremdenden Rhythmus und nüchterner Wohnstätte der Großstädte zu entziehen und sich mitten in der Natur niederzulassen, kann hier wahr werden.
So werden gerne “terrenos rústicos” und “pajeros” gekauft mit der Absicht, diese zu erhalten, zu renovieren oder auszubauen.
Die früheren Bewohner der Inseln verstanden es, sich den Gegebenheiten des jeweiligen Standortes anzupassen. Sie hinterließen uns in der traditionellen Baukultur Leitfäden für die Einbettung in die Umgebung mit Baustoffen, Prinzipien zur Minimierung des Energieverbrauchs usw. Die Bauten im ländlichen Raum nahmen in der Regel keine radikale Umgestaltung des Umfeldes vor.
Als Hauptbaustoff waren Erstarrungsgesteine (Magmatite) erste Wahl. Noch heute prägen sie das Gesamtbild von La Palma und sind weiterhin Bestandteil in der architektonischen Gestaltung.
Bei der Aufarbeitung des Bodens für die landwirtschaftliche Nutzung fielen Basalt, Lavagestein und vulkanischer Tuff an. Diese Steinbrocken wurden bei der Fertigung sämtlicher Mauern eingesetzt, zur stufenförmigen Terassenbildung oder beim Hausbau. Das baubiologische Prinzip von natürlichen, unverfälschten Baustoffen aus der Region wurde somit seit Alters her eingehalten.
Hauptmerkmale sämtlicher Erstarrungsgesteine sind ihre poröse Struktur, durch die Freisetzung der im Magma gelösten Gase, und die Verwitterungsbeständigkeit. Diese Eigenschaften machen sich positiv beim Bewohnen der palmerischen Steinhäuser bemerkbar. Hausmauern aus unregelmäßigen Natursteinbrocken, 60 bis 80 cm stark und bis zu 1,80 m hoch, sind am häufigsten anzutreffen. Der üblichen Lehmmörtelfüllung dieser Wände wurde oft basaltischer Splitter und Pflanzenfasern beigefügt, seltener eine Kalksandmischung, denn Kalk war nicht überall vorhanden. Mit Lehm wurde eher selten verputzt. Sichtbar blieben aber immer spezielle, behauene Steine: kantige Quader zur Bildung von Tür- und Fensterstürzen.
Bei der Sanierung dieser alten Gemäuer sollte man sich bewusst sein, dass jeder Naturstein einen eigenen Feuchtigkeitshaushalt entwickelt, und wenn ein Putz aufgetragen wird, dieser auf ihn abgestimmt sein sollte (mineralisch, diffusionsfähig usw.). So kann man sich anstehenden Ärger mit Feuchtigkeit ersparen.
Die hohe Speichermasse des Mauerwerks aus Lavagestein oder vulkanischem Tuff, nur durch wenige, sorgfältig der Witterung entsprechend dimensionierte Öffnungen unterbrochen, verhindert im Sommer das Überhitzen der Innenräume und im Winter ihr schnelles Abkühlen. Dieses Energieeffizienzprinzip ist heute noch gültig und hilft der natürlichen Regulierung des Raumklimas sowohl durch das ausgewogene Maß von Wärmedämmung und -speicherung als auch durch die Nutzung der Strahlungswärme zur Beheizung.
Die palmerischen Steinhäuser erzählen somit unbewusst eine spannende Geschichte von Nachhaltigkeit und Energieeffizienz.

erschienen: La Palma Kurier, Ausgabe nº 8, 25. Oktober 2018